Mein Leben in der Einbahnstraße. Von Reinhard Hinterleitner (1995). Vergrößern

Mein Leben in der Einbahnstraße. Von Reinhard Hinterleitner (1995).

Gut.

Diagnose Parkinson - Umgang und Bewältigung.
Verlag Denkmayr Linz.

Inhalt

19,90 €

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Bucheinband

Art des Bucheinbandes: Taschenbuch

Inhalt

Reinhard Hinterleitner, geboren 1947 in Amstetten, Niederösterreich, lebt seit 18 Jahren in der Nähe von Linz im Unteren Mühlviertel. Er erlernte den Beruf eines Großhandels-Kaufmannes. Nach einem acht Jahre dauernden Auslandsaufenthalt in der Schweiz stellte man bei seiner Rückkehr nach Österreich 1978 erstmals Parkinson fest. Er ist Gründungsmitglied des Parkinson-Selbsthilfevereins OÖ, geschäftsführender Präsident und Verfasser der Parkinson-Nachrichten. Dies ist sein erstes Buch.

***

Vorwort: 

"Diagnose Parkinson" - Langsam zergehen diese Worte auf meiner Zunge und sie schmecken bitter. 

Hoffnungslos, endgültig, für immer? Warum gerade ich? 

Beinahe täglich stellte ich mir in den vergangenen Jahren diese Fragen, habe sie vor mich hingeschrien, verflucht und verdammt. Selbst in meinen Träumen suchte ich nach Schuld, aber ich fand nichts, wofür ich jetzt so schrecklich büßen muß. 

Heute, einige Monate nach meinem 48. Geburtstag, ziehe ich Bilanz, und der Blick in meine Zukunft läßt mich schaudern. Um wieviel tiefer werde ich wohl in meiner Selbstachtung noch sinken, was für ein Leben habe ich noch vor mir. 

Ich kann mich noch sehr gut an die Worte meines Arztes erinnern, der vor rund 18 Jahren die Diagnose "Parkinson" stellte. Kein Wort über die bevorstehenden Qualen, des Trostes oder der Aufmunterung. 

Hätte ich damals geahnt, welche Demütigungen mich jeden Tag, ja manchmal beinahe jede Stunde erwarten, ich hätte sicher schon lange resigniert. 

Warum finde ich diese Krankheit so unbarmherzig, so heimtückisch, werden manche unter Ihnen fragen, und ich könnte unbezählte Beispiele nennen. 

An erster Stelle stehen die bei hellem Verstand erlebten, für unsere Krankheit so typischen Schwankungen im Tagesverlauf. Von einem Augenblick zum anderen werden uns einfachste Abläufe unmöglich. Handgriffe, die wir zuvor schon tausende Male ohne nachzudenken ausgeführt haben, und die jedem Kleinkind in die Wiege gelegt werden, gelingen uns nicht mehr. 

Wie angefroren kleben wir am Boden. Arme, Beine, ja selbst unser Verstand gehorchen nicht mehr unserem Willen, so sehr wir uns auch bemühen. 

Zwei kleine Schritte gehen, eine simple Unterschrift unter ein Schriftstück setzen, ein Glas Wasser austrinken, einige Worte laut und deutlich aussprechen, ein Schuhband binden, einen einzigen Buchstaben auf der Schreibmaschine tippen, ein Stück Fleisch schneiden, ruhig dasitzen, jemandem zulächeln, ein starker Händedruck - tausende solcher Beispiele säumen unseren Weg. 

Welche Qualen wir in solchen Momenten ausstehen, wieviel Leid und Schmerz uns die Kehle zuschnüren, kann nur der erahnen, der ähnliches selbst erlebt hat. 

Mag man auch noch so heroisch und verzweifelt gegen IHN anrennen, Parkinson ist unser Herr, und ER verlangt jeden Tag seinen Preis. 

Oh Parkinson, ich hasse dich!!!

Täglich wird mir der weitere Verlauf meiner Krankheit an guten Freunden bewußt, ich muß hilflos miterleben, wie ihr Widerstand bricht. Ich fand eine stumme Bitte in ihren resignierenden Augen zu erklären und zu verzeihen. Mir war, als wollten sie, daß ich Rechenschaft für sie ablege, ein Versprechen, mich hinzusetzen und alles niederzuschreiben. 

Darum wird dieses Buch kein Lehrbuch sein, sondern ein Ratgeber für alle, die an gleicher Stelle stehen. Es soll dem helfen, der sich mit seiner Krankheit noch nicht abgefunden hat und die trösten, die einen Chronisch-Kranken zu pflegen haben. 

Ein Handbuch zum Blättern an guten und schlechten Tagen, ein Wegweise auch für Nachbarn und Freunde. Allen Lesern möchte ich Zuversicht und Hoffnung bringen, ein wenig Rückhalt geben, für ihren langen Weg. Vor allen Dingen soll das Buch aufrütteln und nachdenklich stimmen, soll Verständnis für uns wecken, weil es mancherorts noch an vielem fehlt. 

Bestimmt werden Sie keine Anleitung für Selbstmitleid und Resignation im Inhalt finden, nein - eher einen Aufruf, zum Aufstand und der Rebellion. Kritisch nicht nur mit allem und mit jedermann, sondern auch positiv und wegweisend für alle, die erst am Anfang stehen. 

Letztendlich wird das uns alle Verbindende überwiegen, soll es Ihnen doch Wegbereiter sein und Freund.

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